Das Bundesliga Top-Spiel des 6. Spieltages findet am Samstagabend um 18.30 Uhr in Bremen statt. Werder empfängt den Hamburger SV zum 93. Nordderby. Die Partie dieser zwei Teams sorgte in der Vergangenheit nicht immer nur sportlich für reichlich Brisanz. Wie es nun einmal in vielen Derbys zweier Erzrivalen ist, ist es auch diesmal so, dass die örtliche Polizei versucht Sicherheitsvorkehrungen zu treffen um Gewalt zu vermeiden. Fraglich ist jedoch, ob die Methoden und die zunehmenden Verbote für Auswärtsfans wirklich ihren Zweck erfüllen und die Situation nicht noch schlimmer machen.
Zur Bekämpfung der angeblich zunehmenden Gewalt im Fußball setzen die Vereine, die Politik, und die Polizei zunehmend auf Einschränkungen und Verbote. Allerdings ist es sehr fraglich ob die Repression wirklich so sinnvoll ist. Zwar stiegen die Zahlen der eingeleiteten Strafverfahren im Fußball zwischenzeitlich etwas an, doch zeigen viele weitere Beispiele das viele Veränderungen nicht wirklich sinnvoll waren.
Dass man bei Fußballspielen in der Bundesliga ein Großteil der Stadion-Kameras auf die Zuschauer gerichtet ist um dort die Vorgänge zu überwachen, scheint eigentlich logisch. Allerdings wird das keine Gewalt vermeiden. Diese Vorgänge haben höchstens dazu geführt, dass sich einige Gewalttaten von den Rängen auf die An- und Abmarschwege verlagert haben. Gleiches gilt für viele Verbote die eingeführt wurden und eigentlich keine Verbesserung brachten. Denn ganz klar ist, dass man die Gewalt nie ganz vermeiden kann. Nur muss man sich fragen ob das Vorgehen der polizeilichen Einsatzkräfte wirklich immer so sinnvoll war und zudem wirklich begründet war. Daher ist für viele Anhänger schon lange nicht mehr die gegnerische Fangruppierung der größte Feind, sondern die Polizei.
Immer wieder hört man von allwöchentlichen Erfahrungen einiger Fußballfans bei Auswärtsspielen, in denen man von der örtlichen Polizei nicht als willkommener Gast empfangen wurde. Bereits an den Bahnhöfen der jeweiligen Städte werden die Anhänger von stark gerüsteten Einheiten der Polizei begrüßt. Diese Vorgänge tragen ganz sicher nicht zu Gewaltprävention bei und sorgen höchstens dafür das man sich bedroht fühlt. Hinzu kommt dann das man dem Weg zum Stadion nur auf festgelegten Routen zurücklegen darf. Durch genau dieses Vorgehen fühlen sich viele Fans automatisch als Risikogruppe abgestempelt. Man will einfach nur ein schönes Fußballspiel sehen und wird behandelt wie ein Strafgefangener.
Zuschauer der Auswärtsteams wurden schikaniert
Immer wieder hört man davon, dass Zuschauer die ihr Team in einer anderen Stadt unterstützen wollten, wie eine Viehherde zu Stadion getrieben wurden. Selbst eine WC-Pause war in den meisten Fällen kaum möglich. Hinzu kommen Berichte, in denen davon erzählt wird, wie einige Anhänger sogar Erfahrung damit machten das die Gewalt von der Polizei ausging. Beispielsweise hörte man von HSV- und Frankfurt-Fans, die zu Gast in Bremen waren, einige Geschichten die zum Teil sehr schockierend sind: In der Nähe des Osterdeichs wurden ein paar hundert Anhänger von der Polizei eingekesselt und zum Teil festgenommen. Einen Grund gab es dafür keinen, den keiner der Fans hatte eine Straftat begangen.
Selbst die Vorschläge ohne das Spiel zu gucken wieder nach hause zu fahren wurden von der Polizei abgelehnt. Erst nach dem Spiel wurden die Besucher dann zurück in die Heimatstadt eskortiert. Aber damit nicht genug, der Einsatzleister lässt auf der Strecke zurück sämtliche Raststätten und Tankstellen sperren, dadurch bleiben einige der Fans fast 19 Stunden ohne Nahrung. Und dies alles, ohne dass auch nur eine Straftat begangen worden wäre. Zudem gibt es viele weitere Berichte die die Auswärtsfahrten der Stadionbesucher sokumentieren.
Nach dem Auswärtsspiel des VfL Wolfsburg im März 2009 in Bielefeld kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen VfL-Fans und der örtlichen Polizei. Ein 16-jährigen stürzte bei den Streitigkeiten und schlug mit dem Hinterkopf auf den Bordstein. Bevor er dann ins Krankenhaus gefahren wurde mit seiner stark blutenden Wunde soll der Teenager mit Schuhen von den Polizisten getreten wurden ein. Der Fanbeauftragte Holger Ballwanz sagte hinterher: „Ich habe so etwas in den sieben Jahren als Fanbeauftragter noch nie erlebt.“
Keine Einsicht bei der Polizei
In einem weiteren Beispiel kommt es im Juli 2009 in der FC St. Pauli-Fankneipe „Jolly Roger“ zu einem Polizeieinsatz in der etwas 130 Menschen eine Geburtstagsparty feierten. Als dann gegen 1.30 Uhr die Veranstaltung von der Polizei gestürmt wird, berichten Opfer und Augenzeugen davon, wie die Beamten auf die Besucher einschlugen und Reizgas versprühten. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt, einen Journalisten werden vier Zähne ausgeschlagen. Selbst Tage nach dem Überfall weiß die Polizei keinen Grund für den Einsatz zu nennen. Und diese Vorfällen sind nur einige Beispiele für die nicht immer ganz durchdachten Aktionen der Einsatzleitungen. Allerdings soll trotz diese Vorfälle nicht verschwiegen werden, dass auch die Fans oftmals Schlägereien, Flaschenwürfe auf Polizisten und dem zünden von Bengalos im vollbesetzten Zuschauerblock.
Während aber von den Fanklubs und vielen Anhängern fast immer Fehler zugegeben wurden, und man Versuchte durch öffentliche Distanzierung zu den Gewalttätern eine friedliche Fankultur aufzubauen, fehlte bei den Behörden jede Einsicht. Es gab kaum Fehler die eingestanden wurden. Selbst die häufig von Fans angestrengten Ermittlungsverfahren gegen gewalttätige Polizisten werden in aller Regen eingestellt. Eine Schieflage, die den Dialog auf Augenhöhe mit den Anhängern enorm erschwert. Und genau diese Faktoren sind es doch, die bei vielen Stadionbesuchern die Wut auf die Polizei schüren. Daher sollte man bei den Behörden einige Maßnahmen dringend überdenken und sich möglicherweise eine andere Marschrichtung überlegen.
Es wird schwer die HSV-Fans in Bremen zu kontrollieren
Wenn der Hamburger SV nun am 25. September in Bremen gastiert wird es ganz sicher anderes laufen als es sich die Polizei wünscht. Auf der Vereinseigenen Website von Werder Bremen kündigte man bereits an das die HSV-Fans in Bussen vom Hauptbahnhof nach Altenwall/Tiefer bringen wird, und dann dort von dort bis zum Stadion geleiten wird. Auf diesem Wege will man einen Fanmarsch vermeiden. Allerdings bringt das wieder eine sehr unangenehme Tortur für die Besucher aus Hamburg mit sich. Daher haben sich nun auch viele HSV-Anhänger überlegt mit privaten PKW`s nach Bremen zu fahren um wie ein Mensch reisen zu können und nicht unter animalischen Bedingungen.
Das dürfte dazu führen, dass es für die Bremer-Polizei nun wirklich sehr schwer wird die vielen einzelnen Gruppen kontrollieren zu können. Überall in der Stadt werden also logischerweise kleine HSV-Grüppchen auftauchen. Auch das Bier-Verbot auf der Tribüne der Gästefans dürfte nicht die glücklichste Wahl sein. Denn nachdem viele Hamburger hörten, dass es diese Regelung bei den Fans des FSV Mainz zuletzt nicht gab, werden sich auch hier viele Menschen ungerecht behandelt führen. (fr)
Um 18.30 Uhr gibt es hier auf "fraschsport.blogspot.com" einen Live-Ticker zum Spiel: SV Werder Bremen - Hamburger SV
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