Der Roger Cup in Toronto ist eine der begehrtesten und am höchsten dotierten Tennis-Turniere der Welt. Die Veranstaltung für die Herren findet vom 7. bis zum 15. August 2010 in Kanada statt. Die Frauen gehen vom 13. bis zum 22. August in Montreal an den Start. Nun kam es bei den Herren zu einem Doppel mit Rafael Nadal und Novak Djokovic, dass allerdings in einer Niederlage gegen zwei Außenseiter endete. Aber wie kam es zu dieser Niederlage?
Kennen Sie das? Sie haben Punktspiel, führen nach den Einzeln deutlich und verlieren dennoch alle Doppel. Viele haben das schon erlebt. Egal ob in der Jugend oder bei den Senioren und egal ob bei den Damen oder Herren, dieses „Phänomen“ ist mittlerweile ein fester Bestandteil eines Tennisspiels. Wenn Sie schon einmal in einer solchen Situation waren kennen Sie bestimmt auch die üblichen Floskeln wie „Wir hatten Angst vorm Gewinnen“, „die Gegner waren konditionell einfach stärker“ und „ich war gedanklich schon unter der Dusche“. Wird stimmen, denn „Tennis ist Tennis“. Ein Unterschied zwischen Einzel und Doppel? Für viele Spieler unvorstellbar doch der Unterschied dieser beiden Spiele ist zweifellos vorhanden.
Weltklasse-Doppel in Kanada?
Ich möchte das Turnier in Toronto, Kanada, zum Anlass nehmen und die These wiederlegen. Beim Rogers Cup haben sich aktuell die besten Tennisspieler der Weltrangliste versammelt und kämpfen um insgesamt mehr als zwei Millionen Dollar Preisgeld. Neben dem Einzeltableau sorgte ein Doppelteam für Aufsehen. Zum ersten Mal seit über 30 Jahren spielen die beiden aktuell besten Einzelspieler der Welt gemeinsam. Rafael Nadal und Novak Djokovic gaben sich die Ehre und insgeheim rechnete jeder mit einem guten Abschneiden der beiden Tennis-Weltstars.
In der ersten Runde traf das berühmte Doppel auf zwei Kanadier, die nur auf Grund einer Wildcard in das Teilnehmerfeld gerückt sind und jenseits der Position 200 in der Weltrangliste stehen. Das Match entwickelte sich entgegen der Erwartung aller ausgeglichen und die Kanadier kamen nach verlorenem ersten Satz zurück in die Partie, waren ebenbürtig und gewannen schließlich gegen die beiden Einzelspezialisten im dritten Satz. Konditionelle Schwächen? Wohl kaum, schließlich war das Doppel das einzige Match an diesem Tag und dauerte nicht einmal zwei Stunden. Angst vorm Gewinnen? Zwei Spieler, die zusammen acht Grand Slam Titel gewonnen haben dürften damit keine allzu großen Probleme haben.
Tennis im Wandel
Der Grund für diese Niederlage ist simpel und für mich nicht neu: Tennis ist eben nicht Tennis. Zwischen Einzel und Doppel gibt es sehr große Unterschiede, die im Laufe der Zeit immer größer werden. Die Matches im Doppel werden immer noch am Netz gewonnen, so verlagert sich das Spiel im Einzel immer mehr an die Grundlinie. Serve and Volley Spieler wie Pete Sampres und Boris Becker werden auf Grund der langsamer werdenden Bälle und Plätze seltener und viele Profis spielen außerdem nur noch Einzel.
Der richtige Partner an der Seite
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Nadal und Djokovic bereits jeweils ein Turnier im Doppel gewonnen haben. Zufall? Tagesform? Glück? Ich behaupte, dass sie den richtigen Partner hatten. Rafael Nadal gewann an der Seite von Marc Lopez, der in der Weltrangliste im Einzel derzeit an Position 736 geführt wird aber im Doppel an den Top 20 kratzt. Der „Djoker“ gewann seinen Titel zusammen mit Jonathan Erlich. Der inzwischen 33-jährige stand zu seiner besten Zeit an Position fünf der Doppel-Weltrangliste, schaffte es im Einzel aber nie unter die besten 250 Tennisprofis.
Ich könnte viele weitere Spieler nennen, die es im Doppel in die Weltspitze geschafft haben und im Einzel nie unter den besten 100 der Weltrangliste standen. Speziell die Qualität der Volleys ist bei den Doppelspezialisten wesentlich höher als zum Beispiel bei Nadal und Djokovic, die für „ihr Tennis“ keinen perfekten Volley brauchen. So wird es auch immer bleiben. Wir verlieren Doppel gegen Spieler, die wir kurz vorher im Einzel besiegt haben. Vielleicht geht es uns schon beim nächsten Mal anders. Es bleibt uns nur zu akzeptieren, dass Tennis nicht immer gleich Tennis ist. (Gastbeitrag: Sportdesigner Alexander Siegmund www.sportdesigner.de/ Bildquelle: Stephanie Hofschlaeger/Pixelio)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen