Der Champions League-Teilnehmer aus Bremen schlittert geradewegs in eine Krise. Das schlimmste daran ist, dass die Unruhe im Verein anscheinend hausgemacht ist. Wie sich zeigt, gab es schon lange vor der peinlichen 0:4-Niederlage gegen Inter Mailand einige Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft. „Wir stecken in einer kritischen Phase“, gibt Werder-Sportdirektor Klaus Allofs jetzt offen zu.
Bereits zum Ende der Sommerpause gab es erste Faktoren die dazu beitrugen, dass einige Spieler etwas unzufrieden sind. Immer wieder war aus der Mannschaft zu hören das man sich einen starken Neuzugang wünscht. Durch den plötzlichen Verkauf von Mesut Özil zu Real Madrid wurden die Rufe nach Verstärkung noch lauter. Aus Sicht einiger Spieler ist die Vereinsführung nicht ganz schuldlos an plötzlichen Leistungsschwankungen der Mannschaft. Vor allem der Verkauf von Leistungsträgern scheint bei einigen Fans und Spielern nicht auf Gegenliebe zu stoßen.
Viele der Werder-Profis sind verärgert über die Personalpolitik des Vereins. Erst wurde Spielmacher Diego für 25 Millionen zu Juventus Turn verkauft ohne dafür einen Ersatz zu holen. Im vergangenen Sommer verließ dann Özil für 18 Millionen Euro den Klub. Ein gleichwertiger Ersatz wurde in beiden Fällen nicht geholt. Viele der Neuzugänge sind bisher keine wirklichen Verstärkungen. Nun platze dem ersten Spieler der Kragen und spricht offen aus was viele denken: „Özil fehlt uns an allen Ecken und Enden. Er hat nicht nur wichtige Tore geschossen, er hat auch sehr viele vorbereitet“, sagt Tim Wiese.
Aaron Hunt und Klaus Allofs üben Kritik an Wiese
Es gibt allerdings auch einige Spieler die das nicht ganz so sehen und daher die öffentliche Kritik von Wiese kritisieren: „In Tims Aussage steckt wenig Überlegung. Aber das kennen wir ja von ihm“, sagte Aaron Hunt und sorgte so für noch mehr Unruhe im Verein. Werder-Boss Klaus Allofs legte daraufhin nochmal nach und hatte Wieses Worte als „Blödsinn“ abgetan. Dabei ist es eigentlich kein Geheimnis, dass der Torhüter mit seiner Aussage nicht ganz falsch liegt.
Neun Tore und 17 Vorlagen hatte Mesut Özil in der vergangenen Saison vorzuweisen. Dazu sieben Vorlagen in acht Europa-League-Spielen. Seit dem Abgang des Kreativspielers fehlt es den Bremern häufig an guten Ideen im Angriffsspiel. Der Vereinsboss sieht das etwas anders: „Auf diese Diskussion lasse ich mich nicht ein. Wir haben auch mit Mesut schlechte Spiele gemacht“, sagt Klaus Allofs. Sicherlich liegt Allofs damit nicht ganz falsch, doch konnte man auch oft sehen wie wichtig Özil ist. Zudem ist die Spielweise der Bremer darauf zugeschnitten mit einem „Zehner“ zu agieren. Erst war es Johan Micoud, dann Diego und zuletzt Özil. Doch nun fehlt einer der die Stürmer mit feinen Pässen füttert.
Die fehlende Kreativität im Angriffsspiel ist auch in der Tabelle zu sehen: An den ersten sieben Spieltagen erzielte Werder erst elf Tore - der Niedrigste Wert seit mehren Jahren. Hinzu kommt eine Abwehr die durch Neuzugänge und Verletzungen in dieser Spielzeit bereits kräftig durcheinander gewirbelt wurde und dadurch 16 Gegentore hinnehmen musste. Nur Gladbach kassierte mit 20 Treffern mehr Tore als Bremen.
Wegen schlechter Leistung wurden Gehälter reduziert
Die Probleme in Bremen aber nur an der Transferpolitik fest zu machen wäre sicherlich falsch, denn auch die elf Akteure die auf dem Platz standen zeigten zuletzt nicht immer ihre beste Leistung. Das sieht auch die Vereinsführung so und ist sichtlich enttäuscht von dem Auftreten der Profis. Laut Information der „Bild-Zeitung“ hat man jetzt die Konsequenzen daraus gezogen und wegen schlechter Leistungen einen Teil der Spielergehälter eingefroren. Den Spielern wurde zum Ende September nur 50 Prozent des Gehalts gezahlt, wie es in der "Bild" heißt.
Der vorläufige Gehaltsstopp soll nun dafür sorgen, dass die Spieler wieder eine bessere Leistung zeigen. Fraglich ist allerdings ob diese Maßnahme wirklich sinnvoll ist und am Ende nicht für noch mehr Unruhe in der Mannschaft sorgt. Bisher hat noch kein Spieler gegen das Vorgehen der Vereinsführung geklagt. Sollte es aber soweit kommen und der erste Anwalt klopft bei Allofs an die Tür, so dürfte die Luft im Bremen noch dicker werden. Nun steht am Samstag die Partie gegen Freiburg an und aufgrund der jüngsten Ereignisse ist nicht damit zu rechnen das sich Werder aus der Krise schießt. Die Antwort darauf gibt es am 8. Spieltag. Nun liegt es an den Profis und der Unterstützung der Fans ob man demnächst wieder erfolgreich Fußball spielt an der Weser. (fr / Bildquelle: © M. Rasch)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen